Chemiker*in

English: Chemist

Berufsbeschreibung

Chemiker*innen führen chemische und physikalisch-chemische  Experimente durch. Dabei erforschen und prüfen sie die Anwendung, Entwicklung und Verbesserung von Rohstoffen, Erzeugnissen sowie Analyse- und Herstellungsverfahren.

Je nach Ausbildung und beruflicher Spezialisierung arbeiten sie an Universitäten in Lehre und Forschung oder in der Industrie. Chemiker*innen arbeiten in Labors in  interdisziplinär mit Spezialist*innen wie Biolog*innen, Biotechnolog*innen oder Physiker*innen, Verfahrenstechniker*innen, Wirtschaftsingenieur*innen sowie mit wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen und Laborassistent*innen.

"Als Chemikerin entwickelt man eine Art "chemisches Gefühl", um chemische Vorgänge richtig einzuschätzen und zu planen. Trotzdem passieren oft unvorhergesehene Dinge, und das macht es so spannend."
Mag.a Dr.innat. Ingrid Kohl, Direktorin für Forschung und Entwicklung bei Ionimed  Analytik GmbH, FEMtech Expertin, September 2008

Die Chemie ist eine Naturwissenschaft, die sich mit dem Aufbau und den Eigenschaften von Stoffen sowie mit ihren Veränderungen beschäftigt. Ihre zahlreichen Teilbereiche und Berufsfelder können auf unterschiedliche Weise eingeteilt werden. Früher wurde in einen theoretisch-orientierten Bereich und einen anwendungsorientierten Bereich unterschieden, heute sind vor allem folgende Gruppen üblich:

An der Grenze zu anderen Naturwissenschaften ergeben sich eigene Felder, die sich mit den oben angeführten überschneiden:

  • Die physikalische Chemie ( Chemiker*in für Physikalische Chemie) an der Grenze zur Physik beschäftigt sich mit Themen wie Kinetik und Thermodynamik.
  • Die Geochemie ( Geochemiker*in) verbindet die Chemie mit der  Geologie und behandelt Themen wie Luftverschmutzung und die Entstehung des Sonnensystems.
  • Die Biochemie ( Biochemiker*in) befasst sich mit den Themen zwischen Chemie und Biologie, beispielsweise der Genetik.

Unter technischer Chemie ( Chemiker*in für Technische Chemie) wird die Anwendung von chemischen Reaktionen und Prozessen in technischen Verfahren zusammengefasst. Die Anwendung der  Biochemie im technischen Bereich wird als Biotechnologie ( Biotechniker*in) bezeichnet.

Im Bereich der Chemieinformatik ( Chemieinformatiker*in) werden mithilfe spezieller  Software chemische Strukturen und Prozesse am Computer dargestellt, z. B. Computer Aided Molecular Design (CAMD) oder Molecular Modelling (MM). Dadurch können ihre physikalischen und chemischen Eigenschaften errechnet werden, was beispielsweise dabei hilft die Wirksamkeit von Arzneimitteln vorherzusagen.

Chemiker*innen arbeiten mit diversen Lösungen, Säuren, Laugen, (an-)organische Substanzen und Rohstoffen. Zur chemischen Untersuchung dieser Stoffe verwenden sie labortechnische Geräte und Messinstrumente wie z. B. Mikroskope, Zentrifugen, Spektrometer, Chromatographiegeräte, UV-Analysatore, Vakuumfilter und Polarographen, Polarisationsapparate,  Photometer, Dezimal- und Analysewaagen und hantieren dabei mit Reagenzgläsern, Kolben, Petrischalen, Saugflaschen usw. Zur Sammlung und Auswertung der Daten arbeiten sie mit Computern/Laptops und speziellen Softwareprogrammen. Sie führen Versuchsprotokolle, Datenbanken und Archive und lesen Handlexika und Fachjournale.

Bei der Arbeit im Labor tragen sie aus Hygienegründen sowie zum Schutz vor giftigen  Chemikalien Arbeits- und Schutzkleidung, wie Laborkittel, Schutzbrillen, Handschuhe und mitunter auch Mundschutz.

Chemiker*innen arbeiten vorwiegend in Forschungs-, Entwicklungs- und Prüflabors. Weiters halten sie sich in Büros und Besprechungszimmern auf. An Universitäten sind sie zudem in Hörsälen, Seminarräumen und Schulungslabors tätig. In Industriebetrieben arbeiten sie zusätzlich in Produktionshallen sowie in Abteilungen zur Qualitätsprüfung und Qualitätssicherung. Je nach Fachgebiet sind sie auch im Freien oder in Verkaufsräumen tätig.

Chemiker*innen arbeiten meist in interdisziplinären Teams mit Expert*innen und Assistent*innen aus anderen Fachbereichen der Chemie, aus den Bereichen Biologie und  Biotechnologie (z. B. Biolog*innen, Biotechnolog*innen), Physik (z. B. Physiker*innen), Medizin und Pharmakologie, Lebensmitteltechnologie, Kunststofftechnik, Verfahrenstechnik (z. B. Verfahrenstechniker*innen), Wirtschaftsingenieurwesen, Maschinen- und Anlagenbau.

  • chemische  Experimente planen, durchführen und überwachen
  • Produkte, Analyse- und Herstellungsverfahren entwickeln und optimieren
  • chemische und chemisch-physikalische Untersuchungen zur Bestimmung von Stoffkonstanten und chemischen Kennzahlen durchführen
  • Versuchsabläufe protokollieren und dokumentieren
  • Projektanträge, Forschungsberichte und Studien erstellen
  • Mess- und Untersuchungsdaten auswerten und bewerten und daraus Maßnahmen ableiten
  • Forschungsergebnisse auf Konferenzen und Fachtagungen vortragen
  • Tätigkeiten des Projektmanagements übernehmen
  • Qualitätssicherung,  Qualitätsmanagement durchführen
  • naturwissenschaftlich-technische Dokumentationen führen
  • naturwissenschaftlich-technische Datenbanken, Archive erstellen und führen
  • Hygienestandards kennen und einhalten

Für Chemiker*innen bestehen Beschäftigungsmöglichkeiten in den unterschiedlichsten Branchen und Institutionen, insbesondere:

  • Universitäten und Fachhochschulen (Lehre und Forschung)
  • außeruniversitäre Forschungseinrichtungen
  • Allgemeinbildende und Berufsbildende Höhere Schulen (Lehre)
  • Unternehmen der Chemie-, Nahrungsmittel-, Futtermittel-, Kunststoff-, Farbstoff-, Pharma- oder Erdölindustrie
  • Unternehmen aus Verfahrenstechnik und Maschinenbau
  • Unternehmen und Organisationen im Bereich Umwelt, Abfall- und Abwasserwirtschaft
  • Beratungsunternehmen

Der Beruf Chemiker*in ermöglicht mit entsprechender Berufserfahrung und Weiterbildung beispielsweise die Spezialisierung auf:

  • verschiedene Branchenschwerpunkte, Produkte, Verfahren
  • Labor-Organisation, Labormanagement
  • Laborautomation
  • Biotechnologie, Biochemie, Pharmatechnologie
  • Gentechnik, Molekularbiologie
  • Analyseverfahren, Datenauswertung, Big Data
  • wissenschaftliche Dokumentation, elektronisches Datenmanagement (EDM)

Spezialisierungs- und Aufstiegsmöglichkeiten (Auswahl):

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