Kinderdörfer bieten Kindern und Jugendlichen, die nicht in ihrer Herkunftsfamilie aufwachsen können bzw. deren Rückkehr in ihre Familie unwahrscheinlich bzw. unmöglich ist, ein neues Zuhause. Die Kinder und Jugendlichen wachsen in familienähnlichen Gemeinschaften auf, bis sie selbstständig für sich sorgen können. In Kinderdörfern leben meist vier bis fünf junge Menschen verschiedenen Alters und Geschlechts wie Geschwister mit einem kleinen Team von Pädagog*innen (Kinderdorfmütter und Kinderdorfväter) in einem Haus. Oft handelt es sich dabei auch um "echte" Geschwisterpaare. Kinder, die oft mit schmerzlichen Erfahrungen in ein Kinderdorf (z. B. SOS-Kinderdorf) kommen, finden dort ein stabiles Umfeld und Menschen, zu denen sie verlässliche und tragfähige Beziehungen innerhalb einer Familienstruktur aufbauen können.
Kinderdorfpädagog*innen betreuen diese Kinder in einem kleinen Team, wobei eine Pädagogin bzw. ein Pädagoge seinen Lebensmittelpunkt für mehrere Tage pro Woche in die Gruppe verlagert, also Tag und Nacht in der Gruppe lebt. Je nach Kinderdorforganisation gibt es hier unterschiedliche Formen, wie das organisiert ist.
Die tägliche Arbeit der Kinderdorfpädagog*innen unterscheidet sich auf den ersten Blick kaum vom Alltag von Eltern (daher auch die Bezeichnung Kinderdorfmutter bzw. Kinderdorfvater). Sie leben mit den anvertrauten Kindern in einem Haus und gestalten die häusliche Umgebung nach eigenen Vorstellungen. Sie erziehen Kinder und Jugendliche zu Eigenständigkeit und Eigenverantwortlichkeit, durch aufmerksame, respekt- und liebevolle Unterstützung bringen sie den Kindern und Jugendlichen Urteilsvermögen, Respekt usw. bei. Sie übernehmen stellvertretend alle Aufgaben von leiblichen Eltern und werden zu verlässlichen Bezugsperson für die ihnen anvertrauten Kinder, wobei sie Fachleute mit pädagogischem Wissen sind. Es geht darum, Kindern, die belastende Erfahrungen mitbringen, ein Zuhause, Zuwendung und professionelle Unterstützung zu geben.
Kinderdorfpädagog*innen kümmern sich um die Ausbildung ihrer Kinder, um die Hausübungen, Freizeitbeschäftigungen, Ausflüge und Urlaube, sie pflegen sie, wenn sie krank sind und helfen bei Problemen - kurz gesagt, sie teilen "Freud und Leid" mit den Kindern in ihrer Kinderdorffamilie. Sie erledigen auch alle Arbeiten, die im Rahmen der Haushaltsführung anfallen, wie z. B. Kochen, Waschen, Putzen, Aufräumen, Bügeln, Einkaufen.