Psychotherapeut*in

Berufsbeschreibung

Psychotherapeut*innen führen eigenständig Behandlungen von Menschen mit psychischen oder psychosomatischen Problemen oder Erkrankungen durch. Sie betreuen ihre  Klient*innen in beruflichen, persönlichen oder familiären Krisen- und Entscheidungssituationen. Psychotherapeut*innen haben sich in mindestens einer Psychotherapie-Methode, wie z. B. Systemische Familientherapie, Verhaltenstherapie, Gesprächspsychotherapie (= Klient*innenzentrierte Psychotherapie) oder Psychoanalyse spezialisiert. Entsprechend ihrer Spezialisierung planen sie die Behandlung und setzen gezielt psychotherapeutische Interventionen. Ihr Ziel ist, die bestehenden Probleme oder Symptome gemeinsam mit den  Klient*innen zu mildern oder zu beseitigen und ihre Persönlichkeitsentwicklung und ihre Gesundheit zu fördern.

Psychotherapeut*innen arbeiten mit Einzelpersonen oder mit Gruppen und haben, je nach Problemlage, auch Kontakt zu deren Angehörigen und Bezugspersonen. Je nach Tätigkeitsbereich arbeiten sie mit Berufskolleg*innen und mit Ärzt*innen, , Lehrer*innen, Heilpädagog*innen und anderen therapeutischen Fachkräften und beratenden Berufen zusammen.

Seit 1990 ist "Psychotherapeut*in" in Österreich ein eigenständiger, freier Heilberuf. Psychotherapeut*innen sind Personen, die die gesetzlich festgelegte Ausbildung absolviert haben und in die Psychotherapeut*innenliste eingetragen sind. Die in der Liste ausgewiesenen Zusatzbezeichnungen geben an, in welcher Methode der Psychotherapeut / die Psychotherapeutin ausgebildet worden ist. Zu den 23 in Österreich gesetzlich anerkannten Psychotherapie-Methoden zählen u. a. Systemische Familientherapie, Gesprächstherapie (= Klient*innenzentrierte Psychotherapie),  Gestalttherapie, Psychoanalyse,  Psychodrama und Verhaltenstherapie.

Psychotherapeut*innen behandeln und betreuen Menschen in psychischen Konflikt- und Krisensituationen (z. B. Tod des Ehepartners / der Ehepartnerin) oder besonderen Entscheidungssituationen (z. B. berufliche Neuorientierung). In den Bereichen Gesundheitswesen, Sozialwesen und Privatwirtschaft können Psychotherapeut*innen auch als Berater*innen und Begutachter*innen tätig sein. Sie arbeiten weiters in Krankenhäusern und Rehabilitationskliniken, in psychologischen Praxen, in Kinder- und Erziehungsheimen oder in Einrichtungen des Bildungs- und Sozialwesens.

Im Rahmen eines Erstgesprächs erstellen Psychotherapeut*innen eine psychotherapeutische Diagnose. Sie setzen gemeinsam mit den  Klient*innen Behandlungsziele und erarbeiten darauf hin einen Behandlungsplan. In Einzel- oder Gruppensitzungen und unter Anwendung verschiedener therapeutischer Methoden versuchen sie, gemeinsam mit ihren  Klient*innen die Ursachen für bestimmte Probleme und Krisen zu erkennen und aufzulösen oder Lösungswege für Entscheidungssituationen zu erarbeiten.

Das wichtigste Arbeitsmittel für Psychotherapeut*innen ist die eigene Person. Kompetentes Auftreten, Einfühlungsvermögen und wertschätzende Kommunikation auf Augenhöhe sind in diesem Beruf unerlässlich. Je nach psychotherapeutischer Schule verwenden sie außerdem unterschiedliche Hilfsmaterialien in der Beratung, wie z. B. Arbeitsblätter und Arbeitsmappen, Testverfahren, Systembretter, Puppen und Figuren, Bänder/Seile, Tafeln und Stifte und vieles mehr.

Für organisatorische Arbeiten, Kommunikation und teilweise auch bei Einsatz digitaler Methoden in der Therapie arbeiten Psychotherapeut*innen mit Computern/Laptops und Tablets, Datenbanken und sie führen Protokolle und Aufzeichnungen über ihre  Klient*innen. Sie kennen und verwenden Fachbücher, Fachzeitschriften, Gesetzestexte und Statistiken und wissen gut über verschiedene soziale Einrichtungen Bescheid.

Psychotherapeut*innen arbeiten hauptsächlich mit ihren  Klient*innen und in manchen Fällen auch mit deren Bezugspersonen zusammen. Sie üben ihre Tätigkeit in Praxisräumen, Therapieräumen, Beratungs- und Gruppenräumen oder Unterrichtsräumen aus, zum Teil arbeiten sie an wechselnden Einsatzorten (Betreuung von  Klient*innen in Kliniken, Heimen, Beratungsstellen). Je nach beruflichem Aufgabengebiet arbeiten sie auch im Team mit Fachkolleg*innen, z. B. Ärzt*innen, Sozialarbeiter*innen oder Ergotherapeut*innen und anderen therapeutischen Berufen und Beratungsberufen sowie fallweise mit psychiatrischen Fachärzt*innen. Weiters haben sie Kontakt zu Eltern, Lehrkräften, Erzieher*innen und Mitarbeiter*innen von sozialen Einrichtungen.

Je nach Beschäftigungsart - selbstständig oder angestellt in Einrichtungen - arbeiten Psychotherapeut*innen zeitlich sehr flexibel oder zu fixen Beratungszeiten. Der Beruf kann psychisch sehr beanspruchend sein, weil man mit unterschiedlichsten Problemlagen der  Klient*innen konfrontiert wird. Es ist daher wichtig sich gut abgrenzen zu können.

  • Erstgespräche führen, psychotherapeutische Diagnosen erstellen, Symptome beurteilen
  • Entscheidungs- bzw. Krisensituation feststellen, eingrenzen und beurteilen
  • gemeinsam mit ihren  Klient*innen Lösungsvorschläge, Maßnahmen und Vorgangsweisen erarbeiten
  • Persönlichkeitsstörungen und psychische Erkrankungen feststellen; bei schweren Erkrankungen an psychiatrische Fachärzt*innen überweisen und/oder mit ihnen zusammenarbeiten
  • gemeinsam mit dem Klienten / der Klientin einen Behandlungsplan erstellen und die Therapieziele formulieren
  • Einzel- und Gruppentherapien durchführen, dabei verschiedene therapeutische Methoden und Verfahren anwenden, wie z. B. Gesprächstherapie (= Klient*innenzentrierte Psychotherapie),  Gestalttherapie, Psychoanalyse,  Psychodrama, systemische Familientherapie oder Verhaltenstherapie
  • Behandlungsprozesse und Behandlungsergebnisse bewerten ( evaluieren)
  • Aufzeichnungen, Dokumente, Datenbanken, Karteien etc. führen
  • Fachtagungen, Konferenzen, Symposien besuchen, sich laufend über den Stand der Forschung informieren

Beschäftigungsmöglichkeiten für Psychotherapeut*innen bieten:

  • Selbstständigkeit in eigenen Praxen
  • psychiatrische und neurologische Abteilungen von Krankenhäusern und Spitälern
  • psychosomatische Einrichtungen
  • psychiatrische Kliniken, Rehabilitationskliniken
  • Sanatorien, Suchtkliniken
  • Universitäten und andere wissenschaftliche Einrichtungen
  • Beratungseinrichtungen

Der Beruf Psychotherapeut*in ermöglicht mit entsprechender Berufserfahrung und Weiterbildung beispielsweise die Spezialisierung auf:

  • spezifische Psychotherapie-Methoden
  • Persönlichkeitsentwicklung
  • Mediation, Konfliktmanagement
  • Familien-, Kinder- und Jugendarbeit

Spezialisierungs- und Aufstiegsmöglichkeiten (Auswahl):

Hier finden Sie ein paar Begriffe, die Ihnen in diesem Beruf und in der Ausbildung immer wieder begegnen werden:

 Affekt Arbeitstherapie Gestalttherapie Individualpsychologie Neurose Psychodrama Psycholinguistik Psychopharmaka Psychose

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